Scheunen machen Katzen glücklich

Scheunen machen Katzen glücklich

Als Herr Kalle, wie mittlerweile jeden Tag, in die begrenzte Freiheit entlassen wurde, lief alles wie üblich ab. Der Keller wurde inspiziert und es wurde sich im Hof ausgestreckt und ausgeruht. Als der feine Herr zu Genüge geruht hat, ging einmal mehr die überschüssige Energie mit ihm durch. Er ließ sein gefürchtetes, langgezogenes Mauzen hören und schickte sich wieder einmal an, das ihn von der endgültigen sowie lebensgefährlichen Freiheit trennende Katzennetz zu bearbeiten.

Der Diener blickte von seinem Laptop auf und für einen kurzen Moment huschte ein diabolisches Grinsen über sein Gesicht. Soll er doch. Ein teurer Energieräuber weniger, der sich zum Herrscher über ihn auflehnt.

Dann aber fiel sein Blick auf die Scheunentür. Dahinter befindet sich eine typische Scheune mittlerer Größe, mit allerhand uraltem Tand, einer Holzwerkstatt, einem Zwischenboden und einem altem Heuboden, der sich über das gesamte Gebäude erstreckt. Der Diener erinnerte sich an längst vergangene Zeiten am Hof, als die Magd ihn regelmäßig mit dem Teppichklopfer… Nun, wo war ich stehengeblieben? Jedenfalls gab es auch damals schon Katzen im Leben des Dieners und diese verbrachten den Großteil des Tages in der Scheune um zu klettern, zu toben, Neues zu entdecken und um Mäuse zu jagen. Die große Freiheit interessierte sie nicht. Alte, staubige Scheunen scheinen Katzen glücklich zu machen. Sollte es tatsächlich so einfach sein?

Er öffnete die Tür und brauchte nicht lange zu warten, bis ein rot-weißer Blitz an ihm vorbeischoss und in der Scheune verschwand. Es folgte das wohlbekannte Mauzen und Niesen, ab und an ein leises Rascheln und hier und da ein etwas lauteres Poltern. Als der Diener nach einiger Zeit nachschaute, rieselte Staub von oben herab und Herr Kalle lugte von oben vom Zwischenboden herunter. So ging es noch einige Stunden.

Abends, nach der üblichen Reinigungsprozedur für den Kater, als der ergebene Diener das Tagesgeschehen in sein Elektronisches Tagebuch, vom gemeinen Pöbel als „Blog“ bezeichnet, schrieb, lag ein zur rot-weißen Fellkugel zusammengerolltes, schnurrendes und sichtlich zufriedenes Katerwesen auf seinem Schoß.

Und der Diener? Zum ersten Mal seit Beginn dieses Blogs sah man hinter der zynischen, voller Rachegedanken steckenden Griesgramfassade sein wahres Wesen aufblitzen. Ein seliges Lächeln.

Können alte, staubige Scheunen Katzen glücklich machen? Sie können. Und offensichtlich nicht nur Katzen.