Herr Kalle und der Keller

Herr Kalle und der Keller

So ein kühler Keller ist an heißen Tagen genau das Richtige, dachte sich wohl Herr Kalle, als er bei einem seiner (mittlerweile regelmäßig stattfindenden) Hofstreifzüge die einladend offen stehende Kellertür bemerkte.

Ob es nun die Hitze war oder die drängende Neugierde, jedenfalls ward Herr Kalle die nächsten Stunden im Keller verschollen und nicht mehr zu sehen, sehr wohl aber desöfteren zu hören. Mal sein unverkennbares, aufgeregtes Mauzen hier und mal ein vom Staub über Äonen dort eingelagerter und längst vergessener Dinge verursachtes Niesen dort.

(Über das kurze, laute, erschrockene Motzen, welches zwischenzeitlich einmal zu hören war und einem Fellball, der entfernt nach Frau Louise aussah, der daraufhin, einer Kanonenkugel gleich, aus dem Keller gewetzt kam, hüllen wir hier den Mantel des Schweigens).

Als Herr Kalle wieder ans Tageslicht trat, konnte der ergebene Diener nur dastehen und ungläubig den Kopf schütteln. Aus der Schockstarre erwacht, flitzte er ins Haus, bevor der Kater ihm zuvorkommen konnte und kam mit Bürste sowie Mikrofasertuch bewaffnet zurück, um das ursprünglich rot-weiße, nun stark ergraute und von Spinnenweben überzogene Katertier wieder in einen ansehnlichen (und Polster schonenden) Zustand zu bringen.

Die folgende Reinigungsprozedur ließ Herr Kalle äußerst wohlwollend, begleitet von lautem Schnurren (und leichtem Sabbern) über sich ergehen. Er verlängerte sie sogar, indem er sich immer wieder auf den sandigen Steinplatten fläzte, sehr zum Missfallen des Dieners. Man darf somit davon ausgehen, dass er dem Diener diesen kleinen Fauxpas, der ihm bei der Sache mit dem Katzennetz unterlaufen ist, verziehen hat.

Der Diener jedoch ließ seinen Blick immer wieder unheilvoll zwischen dem nun wieder in leuchtendem Rot-Weiß erstrahlenden Kater und dem Gartenschlauch hin- und herwandern…